Zurück in die Gegenwart

Bis zu meinem 31. Lebensjahr hatte ich mit dem Buddhismus nichts zu tun. Ich widmete den Großteil meiner Energie meinem Studium, meiner Promotion, meinen Freunden, viel Sport und diversen intellektuellen Interessen. Mein Blick war weit in die Zukunft gerichtet, meine Hauptantriebsfedern der Vergleich, eine gewisse Leistungbesessenheit und alle Formen von Wettbewerb.

Als ich auf die harte Art erfahren musste, dass mich Erfolg, äußere Anerkennung, ja selbst der über Jahre angestrebte „Traumjob“ nicht glücklich machten, öffnete sich etwas in mir und es begann – wie mir später bewusst wurde – mein spiritueller Weg, der mich schließlich zum Buddhismus und dort in die Tradition des Zen-Meisters Thich Nhat Hanh führte. 

Lehrjahre im Kloster Plum VIllage

Mein erster Kontakt mit Thich Nhat Hanh war ein Dokumentarfilm über eine Pilgerreise nach Indien, dessen Titel – „Schritte der Achtsamkeit“ – meine weitere Richtung vorgaben. Ich lernte, dass meine Leistungsorientierung eine stetige Unzufriedenheit generierte und mich davon abhielt, das Erreichte zu genießen. War ein Ziel erreicht, trat schon schon der nächste Berg aus dem Nebel hervor, steiler und eisiger als seine Vorgänger. Es war nie genug.

Mit meinem ersten Aufenthalt im Kloster Plumvillage in Südfrankreich begann eine intensive und glückliche Zeit des Studierens, Meditierens und des tiefen Austausches mit Mönchen, Nonnen und Praktizierenden aus aller Welt. In Plumvillage lernte ich eine lebendige, internationale Gemeinschaft kennen, die mich tief inspirierte. Hier war jeder eingeladen zu prüfen, wie und ob Meditation funktioniert. Und es wurde ein Rahmen geschaffen, in dem es einfach fiel, jeden Augenblick des Tages in Präsenz und Sammlung zu verbringen. Nach einigen Besuchen beschloss ich, für eine Zeit ganz ins Kloster zu ziehen und verbrachte bis heute insgesamt zwei Jahre dort.

Ordinierung in den „Order of Interbeing“

In Plum Village wurde ich 2002 in den buddhistischen „Order of Interbeing“ aufgenommen. Dieser Orden, in dem Mönche und Nonnen sowie Männer und Frauen, die im weltlichen Leben stehen, gemeinsam wirken, wurde von Thich Nhat Hanh in Zeiten des Vietnamkrieges gegründet.

Persönlich verpflichtete ich mich mit diesem Schritt, die Übungsethik und -praxis der 14 Achtsamkeitsübungen anzunehmen, mich jedes Jahr an mindestens 50 Tagen der Übung der Achtsamkeit zu widmen und an meinem jeweiligen Lebensmittelpunkt eine Meditationsgemeinschaft (Sangha) aufzubauen und zu unterstützen.

1999 nahm ich an einem ersten Meditationsretreat für WirtschaftsführerInnen teil. Dort reifte der Entschluss die Einsichten des Dharma für die Wirtschaft von heute zugänglich zu machen und diese in klarer und anwendbarer Form in die Welt zu tragen und nutzbar zu machen.

In Plumvillage lernte ich auch meine Frau Bettina kennen, die dort insgesamt fünf Jahre als Resident der Gemeinschaft lebte. In Bettina fand ich eine Gefährtin auf dem Pfad des Dharma, unsere Ehe eröffnete uns ein weites Feld der gemeinsamen Praxis – insbesondere in den alltäglichen Herausforderungen, die jedes Familienleben mit sich bringt.

Lampenuebertragung mit Thay

Autorisierung zum Dhamalehrer (Dharmacharya)

Im Januar 2010 wurde ich in einer feierlichen Zeremonie von Zen-Meister Thich Nhat Hanh zum Dharma-Lehrer ernannt und durch die feierliche Übergabe der „Dharma-Lampe“ zum Lehren des Dharma autorisiert.

Als Ordensmitglied und Dharmalehrer leite ich regelmäßig verschiedenste Meditationsveranstaltungen. Hierbei versuche ich das Dharma zeitgemäß zu teilen. Bisher habe ich um die 50 Meditationsretreats und über 150 Achtsamkeitsseminare zu verschiedensten Aspekten der buddhistischen Lehre und der Achtsamkeitspraxis angeboten und durchgeführt. In buddhistischen Zentren wie z.B. dem Europäischen Institut für Angewandten Buddhismus (EIAB), der Quelle des Mitgefühls oder dem Intersein-Zentrum, genauso wie in Universitäten oder in Unternehmen. 

Heute sehe ich die Plumvillage Dhyana Schule weiterhin als meine spirituelle Heimat an, doch ich fühle mich auch von vielen anderen buddhistischen Lehrern und Schulen inspiriert. Neben Thich Nhat Hanh geht hier meine besonderer Dank an Bernard Glassman, Jack Kornfield, Jon Kabat-Zinn, Joko Beck, Joseph Goldstein, Larry Rosenberg, Mahathera Henepola Gunaratana, Pema Chödrön, Sawaki Roshi, Shunryu Suzuki, Sogyal Rinpoche und Thubten Chödrön. Sie haben mir wundervolle Wege gezeigt, wie wir die innere und die äußere Welt heilsam verändern können.

Im Netzwerk Achtsame Wirtschaft arbeite ich aktuell auf bereichernde Art und Weise mit Praktizierenden der verschiedenen Zen-Schulen, des Mahayana, des Theravada, verschiedenen tibetischen Linien und Schülern von Willigis Jäger zusammen.